10.10.2025: 3:2 OT Sieg in Frankfurt: Die Eisbären zwischen Krankenstation und Kampfgeist
Wenn man aktuell bei den Eisbären Berlin in die Kabine schaut, könnte man meinen, man sei versehentlich im Wartezimmer einer orthopädischen Fachklinik gelandet. Die halbe Mannschaft fehlt verletzt, der Rest spielt auf Positionen, die man vorher höchstens in der Theorie kannte. Aber wie heißt es so schön: *Not macht erfinderisch – und manchmal sogar zwei Punkte reicher.*
Am Freitagabend reisten die stark dezimierten Hauptstädter nach Frankfurt – quasi auf einem Bein – und klauten dort den Löwen nicht nur den Fisch vom Teller, sondern gleich auch den Zusatzpunkt. 3:2 nach Penaltyschießen! Und das, obwohl das Team im Schlussdrittel eine 2:0-Führung hergab. Nervenstärke sieht anders aus, aber Hauptsache, am Ende jubelt der Richtige.
Dass überhaupt noch Spieler auflaufen konnten, war schon eine Leistung für sich. Coach Serge Aubin hatte seine Linien wohl mit Würfeln zusammengestellt. Freddy Tiffels musste kurzerhand Verteidiger spielen (Spoiler: war nicht das erste Mal), weil Mitch Reinke „angeschlagen“ fehlte. Vermutlich ist „angeschlagen“ mittlerweile die offizielle Berufsbezeichnung bei den Eisbären. Immerhin funktionierte das Notfall-System halbwegs: Vikingstad wühlte ein Tor rein, Pföderl fälschte ein weiteres clever ab – 2:0!
Dann das Übliche: Das Spiel kippt, der Gegner wittert Morgenluft, zwei Spieler gleichzeitig auf der Strafbank, und plötzlich steht’s 2:2. Die Eisbären? Auf dem Zahnfleisch, aber nicht totzukriegen. Overtime? Klar. Noch mehr Zittern? Na logisch. Penaltyschießen? *Oh nein*, denkt der Eisbären-Fan – doch *Oh wow*, diesmal klappte es! Ronning, Pföderl (ja, tatsächlich!) und Kirk verwandelten souverän. Und damit war’s amtlich: Zwei Punkte im Gepäck, und das ganz ohne Vollbesetzung. Chapeau!
Weniger erfreulich lief’s zuvor in der Champions Hockey League gegen Frölunda Göteborg. Da half auch ein fast vollständiger Kader nichts. Die Schweden kamen, sahen und zeigten, warum sie Europas Elite sind. 1:4 hieß es am Ende – und ehrlich gesagt war das noch schmeichelhaft. Klar, die Eisbären mühten sich redlich, Leo Pföderl sorgte für das Ehrentor, aber insgesamt war das ein Klassenunterschied. Göteborg spielt Eishockey, als hätten sie das Spiel erfunden – mit Anleitung auf Schwedisch, versteht sich.
Was bleibt nach dieser Achterbahnwoche? Die Eisbären zeigen Moral, kämpfen wie die Löwen (gegen die Löwen), und beweisen, dass sie selbst mit halbem Kader gefährlich sein können. Jetzt heißt es: Verletzungen auskurieren, Kräfte sammeln und hoffen, dass die Krankenakte bald dünner ist als das Eis in der Overtime.
Bis dahin: Helm festzurren, Zähne zusammenbeißen – Berlin spielt weiter. Irgendwie.
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