26.12.2025: Eisbären im Winterschlaf – Grizzlys stibitzen bei 2:1 die Punkte unterm Weihnachtsbaum
Wenn man als Fan der Eisbären Berlin am zweiten Weihnachtsfeiertag lieber die Gans aus dem Kühlschrank holt, als sich in die Uber Arena zu setzen, dann hat das möglicherweise weniger mit Faulheit zu tun – und mehr mit einer gewissen Vorahnung. Die Eisbären verloren ihr Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg mit 1:2, und das war dann schon die vierte Niederlage in Folge. Es ist ein bisschen, als hätte man auf dem Wunschzettel „Dreipunkte-Sieg“ geschrieben, aber das Christkind dachte sich wohl: „Ach komm, ein bisschen Spannung für die Rückrunde schadet nicht.“
Dabei fing alles ganz munter an – beide Teams mit offenem Visier, schnelle Wechsel, Chancen auf beiden Seiten, und dann sogar ein Tor für Berlin. Liam Kirk machte das, was man sich eigentlich von der ganzen Mannschaft wünscht: Er nutzte den Raum, dachte nicht lange nach und schob die Scheibe eiskalt rein. 1:0. So einfach kann Eishockey sein. Zumindest theoretisch. Praktisch antworteten die Grizzlys drei Minuten später in Form von Ex-Eisbär Spencer Machacek. Man kennt sich, man schätzt sich – aber man muss ja nicht gleich Tore schenken.
Was folgte, war ein klassisches Beispiel dafür, wie man ein Spiel nicht gewinnen kann. Zu kompliziert in der Offensive, zu sorglos in der Defensive, und wenn mal eine Überzahl kam, dann sah das Ganze aus wie ein Stromausfall bei der Weihnachtsbeleuchtung: wenig Bewegung, kein Ziel, und alles eher dunkel als festlich. Wolfsburg zeigte, dass man mit einfachen Mitteln viel erreichen kann – und Berlin, dass man sich auch mit vier Reihen selbst im Weg stehen kann.
Das 1:2 durch Justin Feser? Ein Konter nach einem Berliner Scheibenverlust, so vorhersehbar wie „Dinner for One“ im Silvesterprogramm. Und nein, auch die Rückkehr von Markus Niemeläinen half nicht – sein Tor wurde per Videobeweis einkassiert. Wahrscheinlich hatte das Spiel einfach keine Lust auf Gerechtigkeit.
Im Schlussdrittel wurde es dann zäh. Die Eisbären versuchten es irgendwie, aber eben nicht entschlossen genug. Da fehlte der letzte Biss, die letzte Überzeugung, der berühmte „Hunger auf den Ausgleich“. Oder, wie es die Fans wohl inzwischen sehen: Der Hunger auf irgendeinen Punkt überhaupt. Die Pfiffe nach dem Spiel waren daher keine Überraschung – sondern eher ein Echo auf das, was sich schon länger abzeichnet: Die Tabelle wird ungemütlich, die Körpersprache nicht besser, und die Saison ist schneller halb vorbei, als einem lieb ist.
Der Hauptstadtclub wirkt derzeit wie eine Eishockeyversion des Berliner Winters: grau, kalt und irgendwie planlos. Jetzt kommen die Spiele im Zwei-Tage-Takt – entweder wacht man langsam auf, oder die Liga macht bald ernst. Die Grizzlys jedenfalls haben vorgemacht, wie man mit weniger Aufwand mehr erreicht. Und das ist aus Sicht der Eisbären derzeit fast das Bitterste an der ganzen Geschichte.
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